top of page

Vom Libor zum Saron

Der Libor als Referenzzinssatz für Geldmarkt-Hypotheken soll bis Ende 2021 abgeschafft werden. 
Dem Hypothekenmarkt in der Schweiz und den Hauseigentümern steht mit dieser Ankündigung eine wichtige Änderung bevor.
Bildschirmfoto 2020-07-02 um 17.00.55.pn
Libor ist die Abkürzung für London Interbank Offered Rate. Der Libor ist ein allgemein akzeptierter Referenzzinssatz, zu dem eine ausgewählte Gruppe von Banken auf dem Londoner Geldmarkt bereit ist, sich gegenseitig nicht abgesicherte Geldmarktkredite zu gewähren. Er wird täglich aufgrund von verschiedenen Kriterien ermittelt. Ende Juli 2017 sprach sich die britische Finanzmarktaufsicht für ein Auslaufen des Libors aus.
Warum?

Ein Skandal um den weltweit wichtigsten Referenzzinssatz wurde 2011 öffentlich bekannt: Die beteiligten Banken, die den Libor bestimmen können, haben diesen zu ihren Gunsten manipuliert. Diese Manipulationen kosteten den Libor seine Reputation und Legitimität. Die britische Finanzaufsichtsbehörde hat daraufhin entschieden, das es den Libor nur noch bis Ende 2021 gibt. Deshalb muss die Schweiz bis spätestens 2022 ein Nachfolgeprodukt für den Libor als Leitzins gefunden haben. Dasselbe gilt für Geldmarkt-Hypotheken.

Einführung des SNB-Leitzinses

Im Juni 2019 informierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) über die Einführung des SNB-Leitzinses. Dieser löste den dreimonatigen Libor-Satz ab. Den SNB-Leitzins bestimmt die SNB selbst und legt ihn daher nicht mehr als Zinsband fest, sondern definiert ihn als fixen Satz. Seit dem 13. Juni 2019 ist er auf -0.75 Prozent festgelegt. Der SNB-Leitzins kann sich bis zum Erscheinen dieses Artikels jedoch verändert haben. 

Saron seit 2009

Hauseigentümer, die eine Geldmarkt-Hypothek besitzen, werden den Saron kennenlernen.

Was ist der Saron?

Der Saron (Swiss Avarage Rate Overnight) wurde von der Schweizerischen Nationalbank und der Six Swiss Exchange entwickelt und existiert seit 2009. Er hat sich als Benchmark etabliert und erfüllt die internationalen Anforderungen, die an einem Referenzsatz gestellt werden. Anders als beim Libor wird der Preis des Saron über eine Plattform bei der Schweizer Börse ermittelt. Dabei handelt es sich über einen Tagesgeldsatz, der  - anders als der missbrauchsanfällige Libor – auf tatsächlichen Transaktionen und Preisstellungen und nicht nur auf Abmachungen zwischen den Banken basiert. Der Saron ist somit wesentlich transparenter. Das Ziel der SNB ist es, den Saron mittels geldpolitischer Aktivitäten zukünftig nah am SNB-Leitzins zu halten. 

Mit der Einführung des SNB-Leitzinses und dem darauf basierenden Saron hat die Schweizer Nationalbank klar gemacht, welcher Richtsatz künftig als Referenz für das Schweizer Zinsniveau gelten soll. Trotzdem ist die Ausgestaltung einer zukünftigen Geldmarkt-Hypothek von den einzelnen Hypothekarinstituten noch nicht definitiv entschieden. Eine Nationale Arbeitsgruppe (NAG) der Schweizer Nationalbank ist seit längerem dabei, die für die Finanzinstitute relevanten Details zu klären. Dabei geht die NAG davon aus, dass der Saron den Libor als Basis für Geldmarkt-Hypotheken beerben wird. Definitiv entschieden ist das aber noch nicht. Noch stellen sich einige technische Probleme, allen voran die Entscheidung, wie der Kundenzinssatz auf Basis des Sarons genau berechnet werden soll. Da der Zinssatz des Saron im Gegensatz zum Libor für einen Tag definiert wird, ist dies die Herausforderung für die Bestimmung einer drei- und sechsmonatigen Laufzeit. 

Ablaufdatum Beachten

Die Banken sind bestrebt, künftig Hypotheken auf einer Geldmark-Basis anzubieten. Da die Saron-Hypothek zurzeit noch nicht existiert, offerieren einige Finanzinstitute momentan keine Geldmarkt-Hypotheken, solange die Nachfolgelösung noch nicht vollständig definiert ist. Als Produkt-Alternative bieten sich Festhypotheken an. Ob die Banken die Libor-Hypotheken automatisch in Saron-Hypotheken umwandeln, ist noch offen. Hauseigentümer, die eine Libor-Hypothek abgeschlossen haben, sollten auf deren Ablaufdatum achten und frühzeitig das Gespräch mit ihrer Bankberaterin/ ihrem Bankberater suchen. 

Quelle: HEV

bottom of page